1835 entstand mit der Strecke Nürnberg
- Fürth die erste Eisenbahnlinie Deutschlands. Schon
rund 20 Jahre später wurde Hörstel an das Eisenbahnnetz
angeschlossen, da die Linie Osnabrück - Rheine gebaut
wurde. Diese Strecke sollte ursprünglich nicht über
Hörstel sondern über die Ortschaft Riesenbeck führen.
Doch die zuständige Gemeindeverwaltung lehnte das Bauvorhaben
ab und verzichtete zunächst auf den Anschluß an
die Eisenbahn. Im
Jahr 1899 sahen diese ihren Fehler ein und stellten den Antrag
auf Verlängerung der Eisenbahnlinie. Dieser Antrag wurde
aufgrund der geringen Rentabilität nicht umgesetzt. Der
erste Zug rollte am 23. Juni 1856 durch Hörstel.
Riesenbeck verpasste somit den Anschluss an das Eisenbahnzeitalter.
Für Hörstel bedeutete dies eine gute Entwicklungschance.
Aus der damaligen Bauernschaft wurde 1900 eine selbstständige
Gemeinde. Von nun an bestand eine Verbindung nach Rheine,
Ibbenbüren und Osnabrück, welche wenig später
duch die Haltestellen in Rodde und Esch ergänzt wurden.
Das Bahnhofsgebäude wurde um 1880 gebaut. Nach einigen
Jahrzehnten begann man die Strecke zweigleisig auszubauen.
1909 waren diese Arbeiten beendet. 1970 wurde die Strecke
elektrifiziert.
Aus Hopsten, Uffeln, Bevergern und Riesenbeck
kamen die Leute. Der Bahnhof war für die ganze Umgebung
lebenbringend und fördernd für die Industrie. Vieh,
Dünger und Landmaschinen der Firma Landmaschinen Niemeyer
wurde verladen. Es entstand ein Güterbahnhof mit einer
Laderampe und einer Lagerhalle. Nicht zuletzt bedeutete der
Bahnhof ein bißchen mehr Chancengleichheit: Nun war
zumindestens für die wenigen Privilegierten der Besuch
des Gymnasiums in Rheine ein Stück näher gerückt.
Mindestens 25 Menschen waren rund um den Bahnhof beschäftigt.
Hinzu kamen die Streckenwärter. In drei Schichten wurde
der Bahnhof bedient. Während des Baus des Mittellandkanals
gab es sogar ein spezielles Kanalgleis. Der Eisenbahnanschluß
war für Hörstel ein großer Standortvorteil
gegenüber den umliegenden Gemeinden. So wurde etwa die
Glashütte, die der Fabrikant Hugo Krüger nicht nur
wegen des Sandbergs, sondern auch wegend es Bahnanschlußes
in Hörstel gebaut.
In den achziger Jahren wurde die Bahnanlage
in Hörstel nach und nach zurückgebaut. Es wurden
Weichen und die Nebengleise demontiert. Die Verladerampen
und Lagerhallten verschwanden. Der Bahnübergang bei Droste
(ehemaliges Bahnhofshotel) wurde im Jahr 1990 durch eine moderen
Bahnunterführung ersetzt. Der Bahnhof Hörstel wurde
nur noch für den Personenverkehr genutzt. Einige Jahre
später wurde auch das Bahnhofsgebäude von der Deutschen
Bahn nicht mehr aktiv genutzt. Die Bahnhofsgastwirtschaft
Voß wurde allerdings zunächst noch weiter betrieben.
Das Gebäude ging wenig später in den Besitz der
Stadt Hörstel über. Diese hatte den Wohnungteil
des Hauses an Asylbewerbern vermietet. Das Gebäude verfiel
mit der Zeit immer mehr und glich bald einer Ruine. Die letzten
Bewohner sind im Jahr 2000 aus dem Bahnhof ausgezogen.
2001 wurde das Bahnhofsgebäude sowie das zugehörige
Grundstück von einer sechsköpfigen Inverstorengemeinschaft
aus Hörstel gekauft. Nach einer langen Zeit der Planung
rückten im Sommer 2003 die ersten Handwerker an. Die
Ruine wurde zunächst völlig entkernt, anschließend
wurde neue Räume geschaffen um die Nutzungspläne
zu realisieren. So entstand in einjähriger Bauzeit im
Erdgeschoss ein Restaurant mit Kiosk und im Obergeschoss ein
Hotel mit zwölf Zimmern. Im Turm wurde ein kleines Apartment
für die zukünftigen Pächter eingerichtet. Während
der Bauzeit fand man im Keller ein gut erhaltenes Gewölbe.
Die Investoren entschlossen sich kurzfristig, den Gewölbekeller zu
Restaurieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich
zu machen. Am 1. Mai 2004 wurde der komplett sanierte
Bahnhof Hörstel während eines Tages der offenen
Tür der Öffentlichkeit vorgestellt.
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